Haben Sie schon einmal einen IKEA-Schrank zusammengebaut? Dann wissen Sie, wie hilfreich Technische Grafiken in Bedienungsanleitungen sein können. Ein Handbuch jedoch nur mithilfe von Illustrationen zu erstellen, bedeutet eine ganz besondere Herausforderung. Sogenannte nonverbale oder sprachneutrale Anleitungen bringen viele Vorteile, haben aber auch ihre Grenzen. Wir erklären, worauf es ankommt.
Vorteile nonverbaler Anleitungen
Technische Grafiken und Illustrationen sind ein probates Mittel, um Anwender mit einem Produkt vertraut zu machen oder stressfrei durch eine Anleitung zu lotsen. Und zwar aus verschiedenen Gründen:
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Ja, dieser Satz klingt ziemlich abgedroschen. Aber er stimmt nun mal genau so, wie er da steht. Wenn Sie ein Handbuch oder eine Gebrauchsanleitung schreiben, dann sollten Sie Technische Grafiken fest einplanen. Denn sie vermeiden, dass sich Ihre Kunden durch seitenlange Fließtexte quälen müssen, um die nötigen Informationen zu bekommen, die sie suchen. Das kostet Zeit und steigert mitunter das Frustlevel.
Glückliche Nutzer bleiben treu
Verständliche Informationen in visueller Form verbessern die User Experience enorm und steigern Ihr Image. Denn auch in der Technischen Dokumentation gewinnt die User Journey, also die Reise des Anwenders, zunehmend an Bedeutung – und sie wird zeigen, dass Technische Grafiken in der Dokumentation Prozesse nicht nur vereinfachen und beschleunigen, sondern auch helfen, Fehler zu vermeiden und damit letztlich Kosten zu sparen. Sind Ihre Anwender zufrieden, werden Sie auch immer wiederkehren und Ihren Produkten und Dienstleistungen treu bleiben.
Worte sind Silber, Technische Grafiken sind Gold
Studien beweisen: Können wir uns beim Aneignen neuer Fähigkeiten auf die Erfahrungen anderer stützen, uns von ihnen etwas abschauen und dieses Gesehene nachahmen, dann lernen wir viel schneller. Das sogenannte „Lernen am Modell“ lässt sich auch auf die Technische Illustration übertragen. Während das Gehirn für rein verbale Handlungsanweisungen zunächst eigene Lösungswege erarbeiten muss, kann unser „inneres Auge“ Bilder und Grafiken bereits nach dem ersten Ansehen speichern und bei Bedarf abrufen.
Keine Unterschiede zwischen Zielgruppen
Es gibt Prozesse im Anlagen- und Maschinenbau, die sich oftmals nur umständlich und mit vielen Worten beschreiben lassen. Hinzu kommen Fachbegriffe, die nicht jeder Anwender gleichermaßen kennt. Mit einer Technischen Illustration können Sie alle unwesentlichen Komponenten weglassen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Damit zeigen Sie eindeutig, worum es beim Produkt geht – auf einen Blick erkennbar, ohne großes Expertenwissen. Denn Sie können nicht davon ausgehen, dass alle Ihre Zielgruppen gleichermaßen darüber verfügen.
Verständlich über alle Landesgrenzen hinweg
Wenn wir über Zielgruppen sprechen, sprechen wir nicht immer nur über die im eigenen Land. Technische Grafiken können Sie überall auf der Welt verwenden. Und die universelle Verständlichkeit hat einen weiteren sehr großen Vorteil: Sie sparen nicht nur Zeit, sondern auch Kosten – sowohl beim Anleitungen übersetzen als auch beim Druck des Handbuchs.
Recycelt und doch immer wieder neu
Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in Unternehmen. Auch Technische Grafiken tragen dazu in gewisser Weise ihren Teil bei. Denn einmal erstellte Illustrationen von Schrauben, Dübeln oder anderen technischen Komponenten können Sie ebenso wiederverwenden wie Pfeile, Ziffern oder Warnhinweise. Über die Zeit legen Sie sich damit ein ordentliches Portfolio an Technischen Grafiken an, auf die Sie in leicht abgewandelter Form immer wieder zurückgreifen können.
Nachteile nonverbaler Anleitungen: Grenzen von Technischen Grafiken
So hilfreich sprachneutrale Anleitungen sein mögen – auch ihre Möglichkeiten sind limitiert. Handlungsanweisungen lassen sich in den meisten Fällen sehr gut bildlich darstellen. Es gibt jedoch Aussagen, die sich beim beim besten Willen nicht oder nur schwer visualisieren lassen. Dazu gehören Maßeinheiten, Geräusche und Kontaktdaten sowie Sicherheitshinweise, die meist einer verbalen Unterstützung bedürfen.
Bevor Sie mit der Erstellung einer sprachneutralen Anleitung beginnen, sollten Sie daher einige wichtige Fragen klären:
- Ist es wirklich sinnvoll, komplett auf Text zu verzichten und nur mit Technischen Grafiken zu arbeiten?
- Ist es überhaupt umsetzbar, ohne an Verständlichkeit zu verlieren?
- Falls es nicht komplett ohne Text geht: Wie viel ist nötig, damit der Anwender die Anleitung auch tatsächlich versteht?
Technische Grafiken in sprachneutralen Anleitungen: Darauf müssen Sie achten
- So charmant der Gedanke einer nonverbalen Anleitung auch sein mag – Bilder ersetzen Text, Umständliches wird ganz einfach visualisiert, ein Blick und Ihre Anwender wissen, was zu tun ist – so sehr sollten Sie sich aber auch folgender Tatsache bewusst sein: Ein Handbuch nur mithilfe Technischer Grafiken zu erstellen, erfordert absolutes Know-how und Zeit. Wir empfehlen daher die professionelle Hilfe eines Technisches Illustrators, der neben einem grundlegenden technischen Verständnis auch ein Gespür für Ästehtik, räumliches Denken und die Zielgruppe mitbringt.
- Am Anfang eines jeden Projekts steht die Planung. Dies gilt auch und besonders für nonverbale Anleitungen. Erstellen Sie zunächst eine Mindmap oder ein Storyboard, auf dem Sie alle wichtigen Informationen festhalten. Seien Sie so detailliert wie möglich, halten Sie erste grafische Ideen fest, arbeiten Sie mit Scribbles und Skizzen, um ein genaues Bild zu erschaffen. Erstellen Sie einen Fahrplan, den Sie abarbeiten. So gehen Sie sicher, dass Sie keinen Schritt vergessen und die Anleitung logisch aufgebaut ist.
- Technische Grafiken werden entweder als Tabellen oder als Abbildungen klassifiziert: Werden die Informationen in Spalten und Zeilen dargestellt, handelt es sich um eine Tabelle. Ist dies nicht der Fall, dann spricht man von einer Abbildung. Für beides gilt jedoch: Je unkomplizierter, desto besser. Konzentrieren Sie sich daher auf das Wesentliche und überlegen Sie genau, welche Informationen Sie unbedingt in der Grafik benötigen. Seien Sie präzise, aber überfrachten Sie sie nicht. Die Botschaft in einer Abbildung oder Tabelle sollte klar und leicht erkennbar sein. Jede Grafik sollte sich immer nur auf die klare Vermittlung einer Information konzentrieren.
- Beziehen Sie möglichst verschiedene Zielgruppen ein, denn sie bringen unterschiedliche Blickwinkel und Anforderungen mit. Richten Sie Ihre Technische Dokumentation an eine recht homogene Zielgruppe, wählen Sie die Grafiken gemäß ihrer Vorkenntnisse. Verfügt Ihre Zielgruppe über sehr unterschiedliches Wissen, dann halten Sie sich so verständlich wie möglich.
- Alles beachtet? Erstellen Sie eine User Journey! Sie gilt als Testlauf, der alle Stärken und Schwächen Ihrer nonverbalen Anleitung aufzeigt. Justieren Sie nach, wenn nötig und gehen Sie in einen erneuten Testlauf – so lange, bis alle Unklarheiten ausgeräumt sind.
Fazit: Technische Grafiken sind das Herz jeder guten Anleitung, aber …
… sie funktionieren selten ganz ohne verbale Unterstützung. Ein gesunder Mix aus Text und Illustration führt daher meist zum besseren Ergebnis. Professionelle Dienstleister mit entsprechender Erfahrung wissen, woraus es ankommt und können Sie unterstützen – sei es bei einer reinen nonverbalen Anleitung oder bei der klassischen Dokumentation mit Text und Bild.