Augmented Reality ergänzt die Realität durch virtuell bereitgestellte zusätzliche Informationen. Die augenblickliche Situation des Nutzers, vielfältige Möglichkeiten der Interaktion und die Absichten des Anbieters entscheiden darüber, welche Bilder oder Nachrichten zum Anwender gelangen. In der Werbung und Spielewelt hat sich das Konzept der Augmented Reality ibereits einen beachtlichen Platz erobert. Lässt sich diese Methode auch in der Technische Dokumentation gewinnbringend einsetzen?
Wie funktioniert Augmented Reality?
Ein mobiles Endgerät hält ständigen Kontakt zu einem Trackingsystem, das mit einem Datenhaltungssystem und einem Szenengenerator verknüpft ist. Das Trackingsystem erfasst die Situation des Nutzers, die es aus seinem Standort, seiner direkten Umgebung, einer aktuellen Anforderung von Informationen und beliebig vielen weiteren Signalen berechnet. Das Ergebnis schickt es zum Datenhaltungssystem und zum Szenengenerator. Letzterer erhält nahezu gleichzeitig vom Datenhaltungssystem die Informationen, die der Anbieter für die aktuelle Situation vorgesehen hat. Der Szenengenerator setzt aus den beiden Datenströmen ein Abbild der realen Gegebenheiten mit virtuellen Zusatzinformationen zusammen und sendet alles an den Nutzer. Das, was der Nutzer dann sieht oder hört, ist Augmented Reality, kurz AR.
Das war jetzt alles ganz schön technisch? Schauen wir uns ein paar Beispiele an.
Wer nutzt Augmented Reality?
Spieleentwickler
Kennen Sie Pokémon? Die kleine gelbe Trickfigur mit den großen Augen ist das Paradebeispiel für die Nutzung von Augmented Reality in der Welt der Spiele. Während der Spieler durch die Realität wandert, sieht er auf seinem Display den kleinen Kerl, der sich nicht fangen lassen will. In dem Moment, in dem der Standort der Person in der realen Welt mit dem des Pokémon auf dem Display nahezu übereinstimmen, ist die Flucht beendet.
Werbung und Verkauf
Für die Werbung eröffnen sich mit dieser Technik ungeahnte Möglichkeiten. Anstatt die Ware wortreich zu präsentieren, zeigt man dem Kunden eindrucksvoll, welche Vorteile sie bietet. Da muss er einfach zugreifen. Bei der Entscheidung hilft es ihm, wenn er das Produkt in seinem privaten oder geschäftlichen Umfeld in Aktion sehen kann.
Für die Auswahl einer konkreten Ware oder Leistung ist das auch für Sie als Kunden von Vorteil. Im Frisiersalon sehen Sie, wie sich der neue Haarschnitt auf Ihr Äußeres auswirkt, bevor die Haare ab sind. Neue Einrichtungsgegenstände können Sie vorab virtuell in den vorhandenen Räumen platzieren. Dabei können Sie prüfen, ob der Platz ausreicht.
Tourismus
Augmented Reality gewinnt auch im Tourismus zunehmend an Bedeutung. Beim Durchstreifen der Gegend erfahren Sie Wissenswertes über Sehenswürdigkeiten, Land und Leute. Sie entdecken Objekte, an denen Sie ohne die zusätzlichen Informationen vielleicht achtlos vorbeigelaufen wären. In Museen und Ausstellungen erhalten Sie weiterführende Erläuterungen zu den Exponaten, an denen Sie längere Zeit verweilen.
Wie kann AR die Technische Dokumentation bereichern?
Anleitungen für die Montage, Bedienung und Instandhaltung von Maschinen enthalten alle Informationen, die den sicheren Umgang ermöglichen. Die Komplexität der betreffenden technischen Einrichtung bestimmt den Umfang der Dokumentation. Je anspruchsvoller die Arbeiten sind, umso mehr Informationen müssen sicher beim Empfänger ankommen. Die Augmented Reality kann den Nutzer bei der Arbeit begleiten und ihm immer genau die Hinweise geben, die er gerade braucht.
Vorteilhaft ist dabei, dass der reelle Anteil an der Information exakt dem Blickwinkel und dem Abstand des Anwenders entspricht. Missverständnisse werden dadurch nahezu vollständig vermieden. Tritt der Nutzer von der Maschine zurück, erhält er allgemeine Informationen, die zum Beispiel die Anordnung von Bedienelementen betreffen. Läuft er um die Maschine herum, folgt ihm die Anzeige auf dem Display. Nähert er sich der Maschine, bekommt er Angaben zu den Details, die sich in seinem Gesichtsfeld befinden. In jeder Situation sieht oder hört er ausschließlich die gerade benötigten Informationen.
Derzeit sind auf Papier gedruckte Anleitungen für die meisten Anwendungen noch vorgeschrieben. Führende Unternehmen arbeiten daran, dass in Zukunft auch digitale Formen für Anleitungen zugelassen werden. Bis sie ihr Ziel erreicht haben, ist die Augmented Reality als wertvolles Zusatzangebot zu betrachten, das vor allem eine deutliche Zeitersparnis mit sich bringt und zur Fehlervermeidung beiträgt.
Welche Voraussetzungen müssen für AR in der Technischen Dokumentation geschaffen werden?
Zunächst einmal brauchen die Anwender der Augmented Reality geeignete mobile Endgeräte mit einer langen Akkulaufzeit und einer stabilen Verbindung zum Trackingsystem und zum Szenengenerator. In der Regel wird es sich bei den mobilen Endgeräten um Tablet-Computer oder um Smartphones handeln, die über eine leistungsfähige Kamera, Mikrofon und Lautsprecher verfügen. Eine Alternative sind die als Head Mounted Displays bezeichneten AR-Datenbrillen, die die Blickrichtung der Augen genau erfassen können und die Informationen in das Sichtfeld einblenden. Der Nutzer hat beide Hände zum Arbeiten zur Verfügung, muss aber aufpassen, dass er den virtuellen Bestandteil nicht versehentlich für die Realität hält.
Unternehmen, die ihren Kunden Augmented Reality zur Verfügung stellen wollen, brauchen die technische Basis, also die Hardware für die Datenerfassung, -verarbeitung und -ausgabe und die dazugehörige Software. Die Komplexität der Erzeugnisse und die Risiken bei Nutzungsfehlern sind die wichtigsten Entscheidungskriterien darüber, ob sich die Investition in diese Technik rentieren wird.
Die Technischen Redakteure sind für die Inhalte der Anleitungen verantwortlich. Sie brauchen Autorenwerkzeuge, mit denen sie die Informationen augmented-reality-fähig erstellen und zielgruppenorientiert in das Datenhaltungssystem einpflegen können. Zu Beginn der Entwicklung waren sie auf die Mithilfe von Programmieren angewiesen. Heute verfügen Technische Redakteure bereits über Software, mit der sie die Aufgaben alleine bewältigen können.
Was können wir in Zukunft von der Augmented Reality erwarten?
Bislang ist Augmented Realityin der Technischen Dokumentation eine absolute Ausnahme. Doch erste virtuell erweiterte Handbücher werden bereits jetzt in einigen Fällen erfolgreich genutzt. Beispielsweise verfügt die Firma SIG Combibloc über eine eindrucksvolle Lösung für ihre Füllmaschine. Mithilfe von Augmented Reality werden Informationen direkt an der Maschine angezeigt, der Nutzer kann interaktiv darauf zugreifen und erkennt die betreffenden Maschinenteile an einer farblichen Kennzeichnung. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis sich AR den Weg in die Technische Dokumentation bahnt.
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