Technische Normen und Standards – wo finde ich was?

Technische Normen bilden neben rechtsverbindlichen Vorgaben die Grundlage für nationale und internationale Wirtschaftsbeziehungen. Aber wie unterscheiden sich eigentlich Normen von Gesetzen? Woher kommt überhaupt diese Vielzahl technischer Normen? Blickt da noch jemand wirklich durch? Und wie bekommen Sie heraus, welche Normen und Standards für Ihre Technische Dokumentation nun konkret relevant sind? Wir lichten den Dschungel.

Sind technische Normen rechtsverbindlich?

Im Prinzip sind sie es nicht, manche aber doch.
Technische Normen unterscheiden sich rein äußerlich von rechtsverbindlichen Vorschriften zunächst einmal dadurch, dass Sie für erstere Geld bezahlen müssen, während Sie letztere gratis bekommen. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal ist allerdings die Herkunft. Die technischen Normen werden von Interessenverbänden oder Unternehmen erarbeitet. Gesetze und Verordnungen jedoch sind das Werk von Regierungen.

Weil sich Regierungen oft mit technischen Details schwertun, überlassen sie die Einzelheiten gerne den Interessenverbänden. Deshalb finden Sie in vielen Verordnungen Hinweise auf technische Normen und Standards. Das liegt außerdem auch daran, dass die Unternehmen bei ihren Aktivitäten den aktuellen Stand der Technik berücksichtigen sollen. Und der ändert sich manchmal so schnell, dass die Regierungen in Verzug geraten würden.

So kommt es, dass einige technische Normen rechtsverbindlich werden. Unabhängig davon ist es vorteilhaft, die Normen anzuwenden, weil sie:

  • die technische Kommunikation vereinfachen,
  • Prozesse und Produkte verbessern,
  • den Warenaustausch fördern,
  • Rechtssicherheit herstellen.

Woher kommen technische Normen?

Verschaffen wir uns doch erst einmal einen Überblick. Erste Anhaltspunkte sind die Großbuchstaben, die den technischen Normen voranstehen. Sie geben Auskunft über die Quelle. Setzt sich der Name der technischen Norm aus mehreren der nachfolgend beschriebenen Kürzel zusammen, wurde sie von einer Organisation erarbeitet und den anderen übernommen.

Logo der ISO, einer Organisation für technische Normen

Internationale Standardisierung

ISO ist die Internationale Organisation für Normung. ISO steht für den griechischen Begriff „gleich“, den Sie in Wörtern wie Isobare oder Isotherme wiederfinden. In diesem Gremium arbeiten die nationalen Organisationen zusammen, um die Grundlagen wirtschaftlicher Aktivitäten zu vereinheitlichen. Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) vertritt die Bundesrepublik Deutschland in dieser Organisation. Daneben existieren die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) für die Bereiche Elektrik und Elektronik und die Internationale Fernmeldeunion (ITU) für die Telekommunikation.

Europäische Standardisierung

EN steht für Normen, die in Europa vereinbart wurden. Auch hier teilen sich drei Komitees die Arbeit. Das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung CENELEC befasst sich mit Elektrik und Elektronik, das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen ETSI erstellt Telekommunikationsnormen und das Europäische Komitee für Normung CEN erarbeitet technische Normen für die übrigen Bereiche.

Europäische technische Normen dürfen Sie nicht mit Europäischen Richtlinien gleichsetzen. Im Gegensatz zu den Normen sind die EU Richtlinien Vorgaben für Rechtsvorschriften, die von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht zu überführen sind. Ein Beispiel dafür ist die Maschinenrichtlinie.

Nationale Standardisierung

DIN ist die Abkürzung für das Deutsche Institut für Normung e. V., in dem etwa 70 Normenausschüsse mitarbeiten. Beispielsweise beschäftigt sich der Normenausschuss 009 mit allen Fragen rund um Information und Dokumentation. Der Normenausschuss 105 ist für die Terminologie zuständig. Wenn Sie auf den Webseiten dieser Normenausschüsse stöbern, finden Sie viele interessante Anregungen.

Ähnliche Organisationen gibt es in den meisten Staaten, zum Beispiel:

  • ASI in Österreich
  • ANSI in den USA
  • GOST in Russland
  • B.S.I in Großbritannien

Darüber hinaus gibt es in Deutschland weitere Interessenverbände, die Richtlinien und Leitfäden in Form von Normen erarbeiten. Viele arbeiten gleichzeitig in den Normenausschüssen des DIN mit. Zu diesen Organisationen gehören zum Beispiel:

  • der VDE für Elektrotechnik und Elektronik
  • der VDMA für Maschinen und Anlagen
  • der VGB PowerTech e.V. für die Energieerzeugung

Auf den Internetseiten der Organisationen können Sie sich einen Überblick über die Veröffentlichungen und die Bezugsquellen verschaffen. Auf den Internetseiten der Organisationen können Sie sich einen Überblick über die Veröffentlichungen und die Bezugsquellen verschaffen.

Werksnormen

Große Unternehmen erstellen interne Werksnormen, in denen sie die Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen festlegen. Auf diese Weise entfällt der Aufwand, alle Einzelheiten gesondert vertraglich zu vereinbaren. Bei einer Bestellung reicht der Verweis auf die entsprechende aus.

Technische Normen mit Relevanz für die TD

Für Technische Redakteure ergeben sich zwei Aufgabenfelder. Zum einen müssen sie die Frage beantworten, was die Technischen Dokumentationen zu den Erzeugnissen ihrer Branche enthalten muss. Zum anderen stehen sie vor der Aufgabe herauszufinden, wie sie die Unterlagen erstellen sollen.

maschinensicherheit technische normen

Branchenbezogene technische Normen sind die Grundlage für die Entwicklung, Konstruktion und Fertigung von Produkten. Das bedeutet, die Kollegen aus diesen Bereichen arbeiten damit. Letztendlich erarbeiten sie die konkreten Informationen, die Eingang in die TD finden sollen. Folglich können sich Technische Redakteure dort informieren, welche Anforderungen an die Inhalte und die Form der TD bestehen.

Technische Normen, die sich auf die TD an sich beziehen, betreffen:

  • Definitionen von Begriffen, mit denen Sie sich allgemein verständigen können
  • Richtlinien, die Ihnen helfen, Technische Dokumente zu gestalten
  • Leitfäden, die es Ihnen erleichtern, die Unterlagen zu erarbeiten

Wichtige Normen für die TD im Überblick

IEC/IEEE 82079-1:2019 Erstellen von Nutzungsinformationen (Gebrauchsanleitungen) für Produkte – Teil 1: Grundsätze und allgemeine Anforderungen

Diese Norm ist eine ausführliche Anleitung für die Gestaltung von Nutzungsinformationen. Sie enthält komplette Informationen über:

  • erforderliche Inhalte,
  • Struktur und Aufbau,
  • Möglichkeiten der Darstellung,
  • Qualität und die Effizienz der Dokumentationsarbeit,
  • Medienwahl,
  • notwendige Fähigkeiten Technischer Redakteure.

ISO 20607:2019-06 Sicherheit von Maschinen – Betriebsanleitung – Allgemeine Gestaltungsgrundsätze

Diese Norm basiert auf der IEC/IEEE 82079-1:2019. Zusätzlich enthält sie spezielle Sicherheitsanforderungen für Maschinen. Mehr Informationen haben wir in einem extra Beitrag zur ISO 20607 zusammengefasst.

DIN EN ISO 12100:2011-03 Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung

Hier finden Sie neben Vorgaben für die Konstruktion von sicheren Maschinen ebenso auch Hinweise zu den sicherheitsbezogenen Anforderungen an Benutzerinformationen und Betriebsanleitungen. Unser Blog gibt noch mehr her in Sachen ISO 12100.

EN ISO 7010 Graphische Symbole – Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen – Registrierte Sicherheitszeichen

Hier können Sie sich über einheitliche grafische Rettungs-, Verbots-, Gebots-, Warn- und Brandschutzzeichen informieren.

DIN EN ISO 17100:2016-05 Übersetzungsdienstleistungen – Anforderungen an Übersetzungsdienstleistungen

Wenn Sie für die Übersetzung Technischer Dokumente in Fremdsprachen zuständig sind, können Sie sich in dieser Norm über optimale Arbeitsabläufe und Qualitätsanforderungen informieren.

Bildquellen: Pixabay, Unsplash, Adobe Stock

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